|
Vom kleinen Parkplatz
führt
eine verträumte Birkenallee zur Kapelle auf der Kuppe des
Klausenbergs.
Eine alte Holzbank lädt zum Verweilen ein. Die Kapelle mit dem
Kieselboden
ist eher ein Kirchlein mit einem Wohnanbau aus Fachwerk. Sie stammt aus
dem 18. Jahrhundert mit wesentlich älteren, romanischen Bauteilen.
Die Kapelle gehört seit dem 19. Jahrhundert zum Eigentum des Hauses Laer.
Die
Mescheder
Klause, oder richtig: Die St. Michaels-Kapelle soll bereits von dem
Kölner
Erzbischof Arnold zwischen 1137 und 1156 geweiht worden sein.
Franz Ignaz
Pieler
schildert den Zustand 1881 so: Es ist ein ärmliches Gebäude,
etwa
25 Fuß lang (=7,85) und halb so breit, hat eine flache Decke und
zwei
kleine rundbogige Fenster an der Südseite. Das östliche
Chörchen
ist durch einen hohen Rundbogen vom Schiffe getrennt und hat, ebenfalls
an
der Südseite, ein in der Höhe angebrachtes Fenster. Das ganz
in
Verfall geratene Gebäude ist vor kurzem durch den jetzigen
Besitzer,
Graf von Westfalen zu Laer, ganz würdig restauriert worden. Das
bei
dieser Erneuerung über dem Altare eingestellte alte
Holzschnitzwerk,
die Kreuzigung, mit vielen Figuren, lohnt allein schon einen Besuch.
An
der Capelle ist nach Westen angebaut die Klause, welche jetzt,
von zwei Schützlingen des wohltätigen Besitzers bewohnt, ein
Überbleibsel
der früheren eigentlichen Klause ist.
Eine
alte Chronik berichtet, daß sich um 1420 neben der
Kapelle die fromme Jungfrau Kunneke Vesvogel als Klausnerin
niederließ.
Ihrem Beispiel folgten weitere Schwestern, und fünfzig Jahre
später
bestand dort ein Dominikanerinnenkloster.
Die
folgende Geschichte eines mißglückten Überfalls
aus dem Jahre 1472 wurde in der Klosterchronik aufgezeichnet:
In diesem
vorgenannten Jahre [1472] da hausten auf dem Desenberg im Stift
Paderborn die von Spiegel und Johann von Padberg und mit ihnen
Räuber und andere Spießgesellen.
Ihre
Ansicht war, der Propst zu Meschede hätte sein Geld
und seinen Schatz in einem Kasten im Keller dieser Klause verwahrt. So
kamen
die vom Desenberg, acht oder zehn, bis an die Zähne bewaffnet, und
ein Pferd trug eisernes Gerät, Hämmer und Brecheisen, damit
wollten
sie Türen und Kästen aufschlagen.
Sie
kamen von Laer her und schlugen beim Berg drei Bretter aus
dem Zaun am Kirchhof, dort kamen sie hinein und gingen dann um die
Klause
abends um 22 Uhr und versuchten, wo sie eindringen könnten und
hielten
sich an der Kirchentür auf, wovon sie ein kleines Stück
abgebrochen
hatten.
In
der Küche aber war ein Hund, der bellte und lief vor
den Nonnenschlafsaal, bellte und kratzte. Lief dann erneut in die
Küche
und vor den Schlafsaal. Da dachten die Schwestern, was kann es wohl
sein,
daß dieser Hund so bellt, sie standen auf und gingen hinaus. Als
die
Schwestern hinauskamen, legte sich der Hund vor sie hin, war zufrieden
und
bellte nicht mehr.
Dann
gingen die Schwestern in die Kapelle, um dort die heilige
Schrift zu lesen und zu beten, und Schwester Agnes und Christina von
Arnsberg
knieten auf dem Chor vor dem Altar nieder und begannen die Messe zu
Unser
Lieben Frau zu singen.
Da
sahen sie hinter sich in dem Fenster gegenüber dem Altar
einen Bewaffneten auf den Knien sitzen, da wurden sie sehr verwirrt und
riefen: Schwestern, Schwestern, ein Mann sitzt da im Fenster!
Da
ging Schwester Adelheid Hundes und sah oben aus der Kapelle
aus dem Fenster, wie drei Bewaffnete vor der Kirchentür standen;
nun
riefen Schwester Adelheid und Christina von Attendorn: Es sind Feinde.
Da
rief Schwester Christina von Köln aus der Kapelle: Schwester
Styneke, soll ich die Glocke Schlagen? Darauf sprachen die Männer:
Schlagt die Glocke nicht, wr sind gute Freunde, laßt uns hinein
und
verursacht keinen Alarm.
Da
entgegnete Schwester Adelheid: Liebe Freunde, wir lassen weder
bei Nacht noch am Tage Männer ein, auch nicht Väter und
Brüder,
folglich müssen wir euch auch nicht einlassen. Wer seid ihr
eigentlich?
Da
antworteten die Männer: Wir sind des kölnischen
Marschalls, Herrn Johann von Hatzfeld, Diener und suchen seine Feinde,
die
ihr drinnen verbergt.
Die
Schwestern sagten ihnen: Wir haben hier bei uns keine Männer,
die haben sich wohl im Berg verborgen. Und als die Nonnen die
Bewaffneten
nicht einlassen wollten, da ritten sie wieder weg.
Im Jahre
1489
zogen die Nonnen nach dem ihnen geschenkten Gut Hückelheim, 2 km
nordwestlich Meschede gelegen, und gründeten dort das
Dominikanerinnenkloster Galiläa.
Als letzte
Bewohner der Klause sind Frater Meinrad, der damals einzige
nördlich des Mains lebende Eremit und sein Nachfolger Frater
Romanus verzeichnet.
Heute
ist die Klause nicht mehr bewohnt. Gelegentlich finden
hier Messen oder Hochzeiten statt.
Eine
Besichtigung lohnt sich auf alle Fälle, nicht nur wegen
des grandiosen Blicks über Meschede und über das Ruhrtal
Literatur
Ackermann,
Friedhelm
und Alfred Bruns (1985); hrsg. vom Sauerländer Heimatbund e.V.
und Schieferbergbau-Heimatmuseum Holthausen e.V.: Burgen,
Schlösser
und Klöster im Sauerland. Strobel-Verlag, Arnsberg
Zeutschner,
Heiko (1992): Sauerland. Michael Müller
Verlag
Stephan
Teutenberg
|