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Die Stollen der ehemaligen
Caspari-Zeche liegen zwischen Arnsberg und Meschede, etwa 2,5 km nördlich
von Arnsberg, in Arnsberg-Uentrop am Südhang des Arnsberger Waldes,
etwa 700 m östlich von Gut Wintrop. Man fährt von Arnsberg die
B7 bis Uentrop. Dort biegt man links in die Dorfstraße ab und fährt
weiter über die Autobahnbrücke. Dann biegt man in die Straße
„Im Schulbruch“ ein; hinter den letzten Häusern beginnen die Halden
der Casparizeche. Die Stollen liegen beiderseits des Mühlmecketals,
welches sich östlich am Gesenberg entlangzieht. Höhe: 236-320 m
ü. NN.
Beschreibung
Entlang des Siepens der Mühlmecke
finden sich am Hang unter Wald Bergbaurelikte in Form von Pingenzügen,
verstürzte Einschnitte von Stollenmundlöchern und zugeordnete
Abraumhalden. Heute sind diese Folgen bergbaulicher Tätigkeit noch deutlich
unter dem Waldboden zu erkennen. Der Untertagebau erfolgte im Silberberg,
im „Schwarzen Stück“ und beiderseits des Silbersiepens. Lediglich in
diesem engen Kerbtal ist noch ein Stolleneingang erhalten geblieben. Der
Eingang, der größtenteils verschüttet ist, wird durch Eisenstäbe
verschlossen. Das gesamte Areal der ehemaligen Caspari-Zeche wird heute waldbaulich
genutzt und überwiegend mit Fichte und Buche bestockt.
Die vom Plackweg kommende
Mühlmecke verschwindet im oberen Mittellauf im Erdboden und kommt etwa
700 m nordöstlich der B7 wieder zum Vorschein. Insgesamt wird das gesamte
Gebiet von zahlreichen kleineren Bächen durchzogen, deren Wasserführung
im Gewässerverlauf oft wechselt, so daß man auch hier das Gefühl
hat, es handele sich um mehr oder weniger echte Schlucklöcher.
Name
Ihren Namen hat die Zeche
wahrscheinlich nach dem Rufnamen „Caspar“ des Gründers Johann Caspar
Rumpe aus Altena erhalten.
Geschichte
Wahrscheinlich gab es in diesem
Bereich schon im 17. Jhd. einen zeitweiligen Erzabbau unter primitivsten
Verhältnissen. Erste Berichte stammen aus dem Jahre 1727. Mit der falschen
Hoffnung, Bleiglanz zu finden, wurde der Bergbau dann von 1786 bis 1788 wieder
kurz betrieben, wie schriftliche Nachrichten über den Bergbau auf „Grau-Spiessglanz“
am „Silberberg“ anläßlich der Anlage eines neuen Stollens überliefern.
Als man dann beim Aufwältigen der alten Stollen kein Bleierz, sondern
Antimonglanz fand, stellte man die Arbeiten wieder ein. Planmäßig
begann die Förderung erst im Jahre 1824, nachdem der Fabrikant Johann
Caspar Rumpe aus Altena die Abbaurechte erworben hatte. Es entstand ein Bergwerk
mit insgesamt zwölf Stollen und Schächten. Abgebaut wurden Antimonerze.
Das Antimonerz tritt in den Grenzschichten des Kulmplattenkalkes und der Hangenden
Alaunschiefer am südlichsten Spezialsattel des nach NO zu untertauchenden
Remscheid-Altenaer Sattels auf. Die besten Erze sind am Südflügel
dieses Sattels gefunden worden. Das Erz trat in fünf Lagern auf, die
im Streichen nesterweise meistens nur kürzere Strecken aushielten,
um dann zu vertauben. Die Mächtigkeiten der derben Erzbände betrugen
5 – 15 cm. Eine Analyse des reinsten Antimonglanzes dieser Grube zeigt folgende
Bestandteile : 28% Schwefel 72 % Antimon.
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Bild 1: Nur noch der Eingang zu diesem Stollen
existiert noch von der alten Casparizeche. |
Nach dem Ausgehenden
zu waren diese Erze zu erdigem, weißlichem, gelblichem Antimonocker
zersetzt. Die alten Baue gingen im Fallen der Schichten bis in Höhe der
Ruhrsohle.
Vorübergehend
wurden die Erze 1853, 1855 und 1874 auch auf der Caspari-Hütte aufbereitet
und in einem viermaligen Schmelzvorgang verhüttet, während sie
zuvor auf der Antimoniumhütte Altena „zu Gute gemacht“ wurden. In den
1880er Jahren kam der Betrieb mehr und mehr zum erliegen. 1892 wurde die
Caspari-Zeche offiziell und endgültig geschlossen. In der gesamten Zeit
wurden ca. 1560 t antimonhaltige Hüttenerze gewonnen.
Antimon
Das Antimonerz tritt zusammen
mit anderen Mineralien vorwiegend Pyrit und Zinkblende, in unregelmäßiger
nester- und lagerartiger Verteilung in Grenzbereich zwischen Kulm-Plattenkalk
und Hangendem Alaunschiefer auf. Die Antimonerze sind meist in der Mitte
der Kalksteinlagen konzentriert. Zur Erdoberfläche hin waren die Antimonerze
in erdigen Antimonacker umgewandelt.
Die wichtigsten Antimonerze
sind Antimonsulfid und der sog. dichte Antimonglanz.
Antimonsulfid auch
als Grauspießglanzerz bezeichnet ist blättrig, metallisch glänzend
und enthält etwa 28 % Schwefel. Das Erz wurde schon seit dem Altertum
gepulvert und in der Heilkunde oder zum Schwärzen der Augenbrauen verwendet.
Heute findet es noch Einsatz in der Homöopathie. Der dichte Antimonglanz
enthält bis zu 30 % Blei. Antimonglanz ist nicht blättrig und
nicht glänzend.
Antimon ist ein silberweißes,
sprödes Halbmetall. Der Schmelzpunkt liegt bei 630°C. Antimon eignet
sich gut zur Herstellung von Legierungen, z. B. mit Blei zu Letternmetall
für Buchdruckerschriften, mit Zink zu Britanniazink. Durch das Antimon
gewinnen die Legierungen eine besondere Härte.
Mineralien
Neben dem Antimonit
kommen weitere Antimonmineralien vor:
- winzige prismatische
bis tafelige Kristalle des Chalkostibit.
- eisenschwarze Kristalle
des Bournonit
- auf Quarz aufgewachsene
schwarze Nadeln des Zinckenit
- tafelige, keilförmige
Kristalle des Plagionit
- silberweiße Aggregate
des Semseyit
- Zinkblende, Bleiglanz,
Pyrit, Jamesonit, Fluorit0
Aus diesem primären Erzbestand
haben sich im Laufe der Jahrtausende durch chemische und physikalische Prozesse
die sog. Sekundärmineralien gebildet. Zu dieser Gruppe zählt als
häufigstes sekundäres Bleimineral der Casparizeche Anglesit. Weitere
vorkommende sekundäre Mineralien sind: Valentinit, Senarmontit, Claudetit,
Stibiconit, Cervantit, Cerussit, Malachit, Rosasit, Karphosiderit, Hidalgoit,
Gips, Mimetseit, Pyromorphit. In den Schlacken kommen vor: Larsenit, Leiteit,
Vivianit, Mimetesit und Anglesit.
Auswirkungen des
Bergbaues
Der historische Bergbau kann
lokal durchaus zu Umweltbelastungen führen. Der Tagebau beeinträchtigt
den Grundwasserstrom, zerstört die Vegetation und Bodenstrukturen.
Der Holzbedarf für Anlagen, Grubenausbau und Köhlerei bewirken
Waldzerstörung und den Wandel zur Niederwaldwirtschaft. Die Aufbereitungsrückstände
verschmutzen das Gewässer und werden im Sediment angereichert. Bei
der Verhüttung von Antimonit wird Schwefel ausgetrieben und in der Umwelt
deponiert.
Deutlich werden die
Auswirkungen des in früheren Jahrhunderten weit verbreiteten Bergbaus
im Arnsberger Wald z. B. durch neuere Untersuchungen an Geweihen des heimischen
Wildes: Da sich die Geweihe in wenigen Wochen ausbilden und ihre zeitliche
und räumliche Herkunft gut dokumentiert sind kann man anhand der eingelagerten
Bleigehalte gute Aussagen über die Bleibelastung der Umwelt machen
(Abb. 3). Die hohen Werte des 18. Jahrhunderts werden auf die damaligen bergbaulichen
Aktivitäten zurückgeführt.
Im Rahmen der Standortfindung
zur Errichtung einer zentralen Reststoffdeponie im Hochsauerlandkreis gehörte
der Bereich der Caspari-Zeche zu den 103 Standortmöglichkeiten. Die
Unwägbarkeiten bei der Untergrundabdichtung hinsichtlich des im Untergrund
vorhandenen historischen Bergbaus führten 1989 zur Aufgabe des Standortes.
Interessant ist die
meist kräftig fließende „Scheinquelle“ der Mühlmecke (auch
Mülmecke). Der vom Plackweg kommende kleine Bach verschwindet im oberen
Mittellauf im Erdboden, nimmt seinen Weg durch einen Teil des alten Stollensystems
und kommt etwa 700 m nordöstlich der Bundesstraße 7 als sogenannte
Scheinquelle wieder zum Vorschein. Zeitzeugen berichten, daß sie das
sehr klare Wasser der Mühlmecke mehrere Male getrunken haben, wonach
es ihnen jedesmal schlecht wurde, was auf die Anreicherung des Wassers mit
Schwermetallen hindeuten könnte.
Ökologie
Aufgelassene Bergwerksstollen
stellen interessante Sekundärbiotope dar. Die Stollen sind im Berginneren
gut erhalten und für Tiere zugänglich. Frostfreiheit bei relativ
gleichbleibenden Temperaturen und eine hohe relative Luftfeuchtigkeit zeichnen
die Stollen aus, die von Fledermäusen und Amphibien als Winterquartier
genutzt werden.
Zukünftige Entwicklung
Die Zeche hat aus bergbaulicher
Sicht heute keine Bedeutung mehr. Die Stollen sind zugemauert oder verschüttet.
Die Halden sind seit der letzten Auffüllung zugewachsen.
Hinweise für
Besucher
Fundmöglichkeiten für
Mineralien bestehen nur im Bereich der alten Halden, da die Untertagebaue
unzugänglich sind. Neben den primären Antimonmineralien finden
sich in der Verhüttungsschlacke z. T. sehr seltene Mineralien.
Literatur
Arndts, A. W. St. (1819): Ueber den Bergbau auf Spiessglanz
am Silberberge unweit Arnsberg im Herzogtum Westphalen. In: Neue Jahrbücher
der Berg- und Hüttenkunde, Hrsg.: Freiherr von Moll. Arnsberg 1824
Der Minister der
öffentlichen Arbeiten von dem königlichen Oberbergamte zu Bonn
(Hg.)
(1890): Beschreibung der Bergreviere Arnsberg, Brilon und Olpe sowie der
Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont. Bonn.
Geologisches Landesamt
NRW (Hrsg.) (1981): Geologische Karte von Nordrhein-Westfalen
1 : 100.000. Erläuterungen C 4714 Arnsberg. Krefeld
Goldenberg, G. (1993): Die Folgen der Metallgewinnung
für Mensch und Umwelt. In. Alter Bergbau in Deutschland. Archäologie
in Deutschland. Stuttgart.
Kierdorf, Horst
(1999):
Historisches Biomonitoring der Umweltbelastung durch Blei und Fluor in Nordrhein-Westfalen.
In: LÖBF-Mitteilungen 4/99, S. 14-19.
Kühne, F.
(1938): Geologische Karte von Preußen und benachbarten deutschen Ländern,
Lieferung 349: Erläuterungen zu Blatt Arnsberg-Nord Nr. 2582. Berlin.
Schnorrer-Köhler,
G. (1989):
Das Antimonvorkommen der Caspari-Zeche bei Arnsberg im Sauerland und seine
Mineralien. LAPIS, Jg. 14, H. 6, S. 11-32. München.
Pardun, Heinz (1987): Caspari-Zeche. In: Heimatblätter
des Arnsberger Heimatbundes. H. 8.
Pawlowski, Dora
(1991):
Mineralfundstellen im Sauerland. Weise. München.
Stephan Teutenberg
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