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Bis zum
Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Häuser in Meschede ihre
eigenen Brunnen. Wie unhygienisch und unappetitlich das Brunnenwasser war,
sah man aber erst, als im April 1895 die neuen Wasserleitungen um die
Stiftskirche verlegt wurden: Beim Ausschachten
des Grabens stellte man fest, daß das ganze Gelände um die
Pfarrkirche St. Walburga früher ein Friedhof gewesen war.
Überall
stieß man dort auf menschliche Gebeine und verfaulte Eichenbohlen
alter Särge. Der Grund und Boden war vielfach wasserundurchlässig
und bestand aus Ruhrkies. Bei der Ausschachtung traten Quellen zutage.
Dieses Wasser hatte zunächst die menschlichen Gebeine umspült
und sammelte sich dann in den Brunnen.
Am Montag, dem 22. Oktober 1894, konnte dann der erste Spatenstich zum Bau der Wasserleitung vorgenommen werden. Zunächst mußte ein Stollen 70 m tief in den Felsen getrieben werden, um die einzelnen Quelladern restlos aufzufangen. Nachdem in dem Kalksteinfelsen, aus denen die Quelle "das schwarze Syipen" zutage tritt, eine Art Tunnel gehauen war, wurden die weiteren Arbeiten aufgenommen. Die Arbeiten für die neue Wasserleitung sollte innerhalb eines Jahres fertiggestellt werden, damit dann jeder Mescheder Bürger in den Genuß frischen Quellwassers kommen konnte.
Nach
Bekanntwerden der katastrophalen hygienischen Verhältnisse in
ihren bisherigen Brunnen warteten die Mescheder besonders dringend auf
die neue Wasserleitung. Man kann sich daher gut vorstellen, welche
Enttäuschung das Gerücht, das Anfang Mai 1895 in der Stadt
kursierte, hervorrief, die Quelle im
„schwarzen Syipen“ sei versiegt. Der Stadtvorstand mit dem
Wasserwerksdirektor
Disselhoff besichtigte am 9. Mai die Quellfassung. Man schritt den
Stollen
ab und konnte an dessen Ende, wo die Quelle aus einer zwischen zwei
Felsen
befindlichen Lehmschicht, einer sogenannten „Naht“, hervorquoll, noch
eine drei bis vier Meter lange Stange ohne Widerstand einführen.
Durch
einen kleinen Kunstgriff gelang es, das Wasser in einem Strahl von 25
cm
Durchmesser aus dem Felsen hervorzulocken.
Ab August sollten alle Einwohner dauernd Leitungswasser haben. Bis auf das königliche Zeughaus und die königliche Bahn hatten sich alle an die Leitung angeschlossen. Die „Preußen“ warteten noch auf den Befehl von oben. Die Wasseranschlüsse in den Häusern mußte jede Familie selbst bestreiten. In den Häusern wurde das Bleirohr - es gab in der Regel nur eine Zapfstelle -, auf der Wand verlegt und mußte in jedem Winter gegen den Frost mit alten Säcken und Stroh geschützt werden. Wasseruhren gab es noch nicht; der Verbrauch wurde zunächst geschätzt. Aber der Ärger hatte noch kein Ende gefunden. Man stellte nämlich bald fest, daß der Wasserzulauf in dem Hochbehälter auf dem „Schultenkamp“ sehr zu wünschen übrig ließ. Die Rohre an der Quelle dagegen konnten das Wasser nicht aufnehmen, - viel kostbares Naß floß einfach vorbei. Wie die alte Mescheder Zeitung berichtet, trat am 9. August die Ursache der Störung in Gestalt eines Pulverbeutels und eines armdicken, zwei Fuß langen Knüppels zutage,.die von dem Wasserdruck aus der Leitung herausgedrückt wurden. Ihnen folgte ein Wasserstrahl. Im Oktober aber funktionierte dann alles einwandfrei. Endlich konnte die Stadtverwaltung bekanntgeben:
Im Jahre 1914 wurden zusätzliche Quellen in der Birmecke erschlossen. Auch diese Anlage wurde in das neu geschaffene Versorgungsprojekt übernommen. 1928 erwies sich eine abermalige Erweiterung als nötig; im Mengesohl wurde ein Brunnen mit Pumpanlage geschaffen, durch die das Wasser in den Hochbehälter an der Hardt (Fassungsvermögen 200 Kubikmeter) befördert wurde. Noch am Ende des zweiten Weltkrieges, im Februar 1945, wurden in Meschede sämtliche Versorgungsanlagen wie Wasser-, Licht-, Gas-, Kanalisation- und Fernsprechleitungen zerstört. Die Instandsetzung der Wasserleitungen und die Erstellung eines neuen Hochbehälters an der Nördelt mit 500 Kubikmeter Nutzinhalt, womit der bereits vorhandene Hochbehälter erheblich vergrößert wurde. Diese Anlage - das Wasser hat sich in hygienischer Hinsicht als einwandfrei erwiesen - lieferte in Trockenzeiten bis zu 600 Kubikmeter Wasser pro Tag und mußte zu solchen Zeiten, bei dem nicht ins Gewicht fallenden Zufluß aus dem Stollen und den Quellen in der Birmecke den Bedarf so gut wie allein decken. Die notdürftige Wiederherstellung der Entwässerungsleitungen war die vordringlichste Aufgabe nach dem zweiten Weltkrieg. Die in Betrieb befindlichen Gewinnungsanlagen reichten nicht aus, um bei trockenen Zeiten die erforderliche Versorgung bei wachsender Bevölkerungszahl zu sichern, vor allem natürlich in den höher gelegenen Teilen der Stadt. Ganz unmöglich aber war die Erschließung neuer, hochgelegener Baugelände geworden, wie etwa zwischen Ittmecke und Schederweg oder am Langeloh, da sich nirgendwo mehr brauchbare Quellen finden ließen. 1955 war der neue Hochbehälter am Krankenhaus zwar fertiggestellt, aber mit welchem Wasser er gespeist werden sollte hatte man selbstverständlich schon vorher geplant. Es blieb nur die Möglichkeit, im Mengesohl neben dem alten Brunnen und der Pumpanlage das Ruhrtal in einer Tiefe von etwa 6 m durch einen Quergraben „abzuschneiden“ und das Grundwasser in einer Filtergalerie (durchlöcherte Tonrohre, die in etwa sechs Meter Tiefe liegen) aufzufangen. Ein sogenannter Erdbehälter in der gleichen Tiefe hatte die Maße von 5 x 10 m und war aus Beton angefertigt. Mit einer Pumpe, in einem Pumpenhaus unmittelbar am Erdbehälter, wurde das Wasser zu den Hochbehältern heraufgedrückt und verteilt. Dieses Wasser war qualitativ sehr gut und entstammte nicht dem Flußwasser. Der notwendige neue Hochbehälter am Schederweg war bereits seit dem Frühjahr 1953 in Bau. Dazu kam der Bau eines Zwischenpumpwerks an der Waldstraße; der Bau eines Hochbehälters an der Warsteiner Straße. Die Leistung der Wassergewinnungsanlage war auf ca. 3000 Kubikmeter pro Tag ausgelegt. Das gesamte Stadtgebiet (Altstadt) war in fünf Druckzonen eingeteilt, die von den Hochbehältern versorgt wurden. Heute bedient das Wasserwerk Meschede als Eigenbetrieb in der Stadt Meschede zehn Wassergewinnungsanlagen, 18 Hochbehälter mit insgesamt 9.800 Kubikmeter Fassungsvermögen. Dazu sieben Druckerhöhungsanlagen und etwa 300 km Hauptleitungsnetz. Quelle |