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Die im nördlichen
Stadtteil,
an der Straße In den Weingärten gelegene Pfarrkirche wurde
1952/53
erbaut. In ihrem Baustil erinnert die Kirche an frühchristliche
Basiliken.
In ihrer nüchternen Gestaltung ist sie eine Absage an jede
großspurige
Geste.
Über
dem Chor erhebt sich ein wuchtiger Turm. Mit den beiden
Ambonen und dem die Mitte bildenden Altartisch aus Anröchter
Dolomit
öffnet sich dieser Chor in seiner ganzen Breite zum Kirchenschiff.
Zur Bergseite hin ist dem Turm eine Art Querschiff angegliedert. Von
hier
sollen die Kinder ganz aus der Nähe zum Altar an der Messfeier
teilnehmen.
Die
Fenstergestaltung schuf Vincenz Pieper, Berlin. Die Holzschnitte
des Kreuzwegs stammen von W. Mellmann, Altarkreuz und Tabernakel von
Th.
Menke und die Orgel von Felix Breil.
Das
Sühnekreuz in der Kirche
Am 22.
März 1945
waren in einem Seitental, bekannt als Eversberger Kuhweide, an der B 55
zwischen Meschede und Eversberg 80 russische Zwangsarbeiter von einem
Wehrmachtskommando erschossen und in einem Massengrab verscharrt
worden.
Kommandant
der als "Division zur Vergeltung" bezeichneten Truppe
war ein SS-Obergruppenführer Kammler, der auch für weitere
grausame
Ermordungen in Warstein verantwortlich war. Der fadenscheinige Vorwand
für
die Hinrichtung lautete Plünderei. Die Toten gehörten zu
einer
großen Zahl von Zwangsarbeitern aus dem Ruhrgebiet, die gegen
Kriegsende
in der Schützenhalle von Warstein untergebracht waren.
Zwei
Jahre blieb dieses Massengrab geheim. Erst im März
1947 wurde die englische Besatzungsmacht durch einen anonymen Brief
über
das Massengrab informiert. Am 28. März 1947 fuhren etwa 20
Mescheder
Bürger, die von der englischen Besatzungsmacht über das
Massengrab
informiert worden waren zu der angegebenen Stelle.
Die
grausam per Genickschuss ermordeten Russen wurden geborgen
und am 3. April 1947 auf dem sogenannten Franzosenfriedhof
beigesetzt. Die Reaktion der
Mescheder Bevölkerung fiel 1947 sehr unterschiedlich aus.
Gegen
Einwände der Mescheder Bevölkerung und des Pastors
von Meschede fand die Errichtung eines Sühnekreuzes am 4. Mai 1957
statt. An dem Ereignis nahmen etwa 200 Menschen teil, eingeweiht wurde
das
Kreuz durch den damaligen Vikar Grumpe.
Das
Sühnekreuz stand jedoch nicht lange unbeschadet. Menschen,
die Angehörige in Russland verloren hatten, wollten nicht
einsehen,
daß man für die "Russen ein Kreuz aufrichten müsse".
Insgesamt
wurde das Kreuz viermal geschändet.
Ein
Versöhnungsversuch der Kreuzaufrichter im Juni 1947
scheiterte: Eine Mehrheit der Mescheder Bürger hatte sich in ihrer
Ablehnung
durchgesetzt. Als Folge wurde das Kreuz an einer geheimen Stelle
vergraben.
17
Jahre später gruben einige Mescheder Schüler, denen
es gelungen war, die Vergrabungsstelle zu erforschen, das Kreuz wieder
aus.
Doch wieder wollte niemand das Kreuz haben. Zunächst wurde es in
einer
Garage versteckt gehalten, bis es 1981 einen Platz in der
Mariä-Himmelfahrt
Kirche bekam.
Literatur
Göbel,
Bernhard (Hrsg.) (1956): 1000 Jahre Meschede. Geschichte -
Wirtschaft - Kultur
Pfarrei
Mariä Himmelfahrt Meschede (1991):
1941 - 1991 Mariä Himmelfahrt. 50 Jahre lebendige Gemeinde im
Mescheder
Norden
Rickert,
Alexandra (1995): Das Mescheder Sühnekreuz.
In: Der Oberkreisdirektor des Hochsauerlandkreises (Hrsg.) Jahrbuch
Hochsauerlandkreis
1995.
Stephan Teutenberg
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