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Im Jahre 1927 hatte der
Ruhrtalsperrenverein eine in den Jahren 1901 bis 1905 von der
"Talsperrengenossenschaft der Oberen Ruhr" an der Henne errichtete
Talsperre übernommen. Die
Henne mündet bei Meschede in die Ruhr. Die Talsperre staute mit
einer
38 m hohen Bruchsteinmauer 11 Mio. qm Wasser. Durch Auswaschungen der
teilweise kalkhaltigen Gesteine im Untergrund der alten Sperrmauer war
sie im Laufe der Jahre so
undicht geworden, daß die Talsperre 1949 stillgelegt werden
musste.
Abb. 1: Alte Ansicht vom Hennesee mit
der alten
Staumauer
Da auf
die
Talsperre aus wasserwirtschaftlicher Sicht nicht verzichtet werden
konnte,
fand man etwa 200 m oberhalb der alten Sperrmauer einen geeigneten
Untergrund
für eine neue Sperrmauer. Mit der 60 m hohen Mauer und einer
Erhöhung
des Stauziels um 21 m konnte eine Erweiterung des Stauraums auf 38,4
Mio
qm erreicht werden. Besonders technisch interessant und schwierig war
die
Abdichtung des noch wasserdurchlässigen Gesteins unterhalb der
Staumauer
bis in 100 m Tiefe. Die zeitweilig größte Baustelle Europas
diente
damals auch schwedischen Wissenschaftlern und einer mit der
Ausarbeitung neuer
Nilstauprojekte beschäftigten ägyptischen Studienkommission
als
Lernobjekt.
Das
ursprüngliche Gebäude in der Nähe des Staudamms,
in dem heute das neue Hennesee-Hotel untergebracht ist, diente damals
als
Unterkunft für die Bauarbeiter. Fünf der Arbeitskameraden
haben
beim Bau ihr Leben gelassen.
Die
drei seit Jahrhunderten hier ansässigen Dörfchen
Enkhausen, Immenhausen und Mielinghausen fielen bei der Einstauung dem
vergrößerten Stauinhalt zum Opfer. Die Bewohner, die sich
gütlich
mit dem Ruhrtalsperrenverein geeinigt hatten, mussten bis zum 1.
Oktober
ihre Häuser verlassen. Vor allem im Spätsommer bei extremen
Niedrigwasser
kann man noch eine alte Straße und eine Brücke in dem
Seebecken
entdecken. Die übrigen Gebäude wurden abgerissen.
Abb. 2: Der Hennesee heute mit dem Welcome
Hennesee-Hotel.
Die Wasserabgabe der Talsperre erfolgt über zwei auf
der Talsohle verlegte Grundablässe mit Ringventilen. Die
Wasserkraft des abgelassenen Wassers wird zur Energiegewinnung
eingesetzt: An den linken Grundablass
wurde ein Kraftwerk mit zwei Francisturbinen angeschlossen. Das
Schluckvermögen der beiden Turbinen beträgt 4,7 qm/s. Die
Wasserabgabe im normalen
Betrieb erfolgt über dieses Kraftwerk.
Der
Hochwasserentlastung dient ein am rechten Hang installiertes
festes Wehr mit einem horizontal beweglichen Schütz an der oberen
Stirnseite.
Nach Überströmen des Wehres gelangt das Wasser in eine
Schußrinne
aus Stahlbeton.
Zum Schutz
des
flach auslaufenden oberen Hennetals gegen Versumpfung wird durch den
Vordamm
Mielinghausen, der zugleich als Straßenüberführung
dient,
ein Vorbecken ständig angestaut.
Zur
Erhöhung der Zuflussmengen erbaute der Ruhrverband in
den Jahren 1955 - 1957 ein Beileitungssystem, mit dem Wasser aus den
östlichen
Nachbartälern in die Talsperre geleitet wird.
Literatur
Ruhrverband:
Hennetalsperre. Broschüre
Zeutschner,
Heiko: Sauerland. Müller-Verlag 1992
Diederichs,
Werner: Stau-Premiere an der Hennetalsperre. Aufsatz
in der Westfalenpost zitiert in: Der Oberkreisdirektor des
Hochsauerlandes
(Hrsg.): Jahrbuch Hochsauerlandkreis, 1985.
Stephan Teutenberg
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