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Heinrich von Stephan, geboren
1831, gestorben 1897 war erster deutscher Generalpostmeister und
Begründer
des Weltpostvereins, erfand die Postkarte und .
Der Namensgeber Heinrich von Stephan, am 7. Januar 1831 in Stolp
(Pommern) geboren, gilt als der Organisator des deutschen Postwesen. Er
wurde 1870 Generalpostdirektor des Norddeutschen Bundes und später
Generalpostmeister des Deutschen Reiches. Von Stephan führte 1870
die Postkarte ein und organisierte im Krieg 1870/71 die Feldpost. 1874
gründete er den Weltpostverein. Er vereinigte das Post und
Telegraphiewesen. 1877 führte er den Fernsprecher in Deutschland
ein.
Heinrich von Stephan starb am 8.April 1897 in Berlin.
1870 Generalpostdirektor des Norddeutschen Bundes
1876 Generalpostmeister
1880 Staatssekretär des Reichspostamtes
1895 Preußischer Staatsminister
"Außer bei den Beisetzungen von Mitgliedern des Herrscherhauses
hat sich wohl nie in Berlin die Bevölkerung so zahlreich an einer
Leichenfeier beteiligt. Der Trauerzug bewegte sich durch die
Leipziger-, Wilhelm- und Bellealliancestraße nach dem Friedhofe
der Dreifaltigkeitskirche in der Baruther Straße. Wohl nie zuvor
sind einem Manne, dessen Wiege im Hause eines Handwerkers stand, bei
seinem Tode solche Ehrungen erwiesen worden wie Stephan."
Kaum hatte Bismarck 1870 den damals erst 39-jährigen Heinrich
Stephan zum Oberpostrat des Norddeutschen Bundes vorgeschlagen, erfand
dieser die Postkarte und veränderte damit schlagartig die Formen
der Kommunikation. Erstmals wurde bei der Versendung persönlicher
Mitteilungen Zeit gespart. Eine Postkarte rechtfertigte eine knappe,
auf
das Wesentliche beschränkte Schreibweise ohne die
schwerfälligen
Redewendungen und Floskeln des Briefeschreibens, die die einen glauben
ließen, sich in literarische Höhen aufschwingen zu
müssen,
und den anderen eine Barriere waren, vor der sie kapitulierten. Die
Vereinfachung
durch die Postkarte sollte dazu führen, dass der Postverkehr sich
erheblich
steigerte. Bei der Durchsetzung der Postkarte zum populären
Massenkommunikationsmittel
war übrigens der deutsch-französische Krieg in jenem Jahre
sehr
hilfreich, denn zunächst wurde sie als Feldpostkarte als besonders
praktikabel erfahren.
Dass Bismarck überhaupt auf den jungen Mann kam, als es galt,
die verantwortungsvolle Stelle neu zu besetzen, lag an einer für
das Postwesen ebenso wichtigen Erneuerung, die Heinrich Stephan einige
Jahre zuvor durchgesetzt hatte, nämlich ein in ganz Deutschland
einheitliches
Porto. In den 60er Jahren des neunzehnten Jahrhunderts war Deutschland
noch immer in sage und schreibe 17 Postgebiete aufgeteilt. Da wurde die
Frage, was ein Brief von Baden nach Mecklenburg kostet, schon zu einer
komplizierten
Rechenaufgabe. Viele Postbetriebe waren damals in privater Hand, der
berühmteste
gehörte dem in Regensburg ansässigen Fürsten von Thurn
und
Taxis. Auch hier hat Stephan das System vereinfacht und der Post damit
einen
spürbaren Wachstumsschub verpasst.
Wobei das einheitliche Porto nur der erste Schritt zur Deutschen
Reichspost war. Manches von dem, was sich da vor 150 Jahren mit
entscheidender Hilfe Stephans Bahn brach, erinnert an heutige
Strategien und Entwicklungen
im Bereich des Transportwesens und der Telekommunikation. Nur dass es
heute um eine Globalisierung geht, während damals die
Nationalisierung anstand. Die Idee zu einer Weltpost hatte Stephan, als
er die Schranken der Kleinstaaterei überwunden hatte, auch schon
im Kopf. Der Mann hat eben weitergedacht und mit anderen Ländern
einen Weltpostverein gegründet.
Und noch eine von Stephan getroffene Maßnahme erinnert an heute.
Während vor einigen Jahren die Brief- und Paketpost von dem
Telefonsektor getrennt wurde, weil nicht länger einzusehen war,
dass die Verluste der ersteren mit den Gewinnen der zweiteren
ausgeglichen und die Weiterentwicklung beider Systeme damit verhindert
werden, vereinigte Stephan Post und Telegraphie, um die
Überschüsse der Post mit den Verlusten der Telegraphie
auszugleichen und der neueren Technik Entwicklungsmöglichkeiten zu
verschaffen.
Dass die Erde zusammenwächst, hat wesentlich mit der
Nachrichtenübermittlung aus der und in die Ferne zu tun, und die
Geschwindigkeit, mit der sie
sich verändert mit mit allen technischen Weiterentwicklungen auf
diesem Sektor. Die Instrumente, derer sich Heinrich von Stephan
seinerzeit
bediente, haben längst ihren Platz im Museum gefunden. Und zwar in
dem Museum, dass er selbst gegründet hat, 1872, in der Leipziger
Straße,
zunächst nur zur Schulung der Postbeamten. Erst drei Jahre
später
wurde es an zwei Tagen pro Woche für das Publikum geöffnet.
1893
wurde mit einem imposanten Neubau für das inzwischen
Reichspostmuseum
genannte Institut an der Ecke Leipziger Straße /
Mauerstraße
nach den Vorstellungen Heinrich von Stephans begonnen. Die
Eröffnung
nach fünf Jahren Bauzeit hat er nicht mehr erlebt, ein Jahr zuvor
ist
er an einer Zuckerkrankheit gestorben. Es ist das Haus mit dem die
Weltkugel
tragenden Riesen Atlas auf dem Giebel, seit dem Jahr 2000 heißt
es
Museum für Kommunikation.
Es ist nicht das einzige Gebäude, das Heinrich von Stephan erdacht
hat. Er wollte die Post ebenso repräsentativ in den Städten
platzieren, wie es für die großen Unternehmen schon
selbstverständlich war.
Dass jemand aus sogenanntem kleinen Hause eine derartige Karriere
gelingt - der Adelstitel wurde ihm erst aufgrund seiner Leistungen
verliehen -
war im neunzehnten Jahrhundert die große Ausnahme und setzt einen
ungeheuren Ehrgeiz voraus. Mit 17 Jahren begann er in Stolp in Pommern
seine Lehre bei der Post. Damals hatte er schon spanisch, italienisch,
französisch, englisch und russisch gelernt. Auf die Ermahnung, ein
tüchtiger Beamter zu werden, soll er geantwortet haben: "Ja, ein
schlechter Kerl, der nicht denkt, Generalpostmeister zu werden." Der
Mann wusste, was er wollte.
Und das nötige Selbstbewusstsein brachte er auch mit: "Wer das
Glück hat, wenn er auf die Welt kommt, in pommersche Leinewand
gewickelt zu werden, der wird gerade." |
Der westliche Teil der Von-Stephan-Straße wurde lange
im Volksmund "Roter Platz" genannt. Der Name war gewählt, weil
dieser Platz der erste war, der die roten Pflastersteine erhielt, die
später in der immer größer werdenden
Fußgängerzone zu sehen sind.
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Quelle
Der Text wurde teilweise übernommen und verändert von:
Burkhard Meise
Blickwinkel deZentrale
Verein für die Geschichte Berlins |
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